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Lehrstuhl für Informatik I - Algorithmen und Komplexität

ZiNsVis: Verbesserte Zugänglichkeit zu industriellen Netzwerken durch smarte Visualisierung

Die fortschreitende Digitalisierung führt in Wirtschaft und Industrie dazu, dass Informationen und Prozesse zunehmend digital erfasst und genutzt werden. Beispiele solcher Informationen sind Kommunikationsstrukturen und Datenflüsse in IT-Netzwerken, industrielle Komponentenstrukturen und Funktionsnetzwerke komplexer Maschinen. Für sie sind Graphen eine natürliche Repräsentation. ZiNsVis wird geeignete, individuell anpassbare Visualisierungen und Interaktionen für solche Graphen entwickeln, um die manuelle Analyse und Pflege für Nutzer zu erleichtern. Dies hilft Unternehmen, den Herausforderungen der Digitalisierung besser zu begegnen. Parallel dazu soll der Stand der Wissenschaft vorangebracht werden.

Wichtige Ergebnisse

Die folgenden Abschnitte geben einen kurzen Überblick über die wichtigsten Projektergebnisse.  Der vollständige Projektbericht findet sich hier, eine Kurzfassung der wesentlichen Punkte hier.

Beschriftungen in orthogonalen Zeichnungen

Um automatisiert Graphen orthogonal zu zeichnen, wurde im Projekt eine flexible Pipeline namens WueOrtho implementiert, die aus mehreren austauschbaren Programmteilen besteht.  Diese Pipeline haben wir um ein Modul ergänzt, mit dem man zu einem bereits gezeichneten Netzwerk rechteckige Beschriftungen beliebiger Größe hinzufügen kann, und zwar ohne Überschneidungen und mit geringem zusätzlichen Platzverbrauch.  Werden Beschriftungen (oder andere interaktive Elemente) vom Nutzer angefragt, werden diese situativ eingeblendet.  Hier erzielte die Methodik, bestehende Elemente zu verschieben, um neu eingeblendeten Elementen Platz zu verschaffen, gute Ergebnisse.  Das bedeutet, dass (1) die Elemente nicht zu Überlappungen führen, dass (2) die relativen Knotenpositionen erhalten bleiben, sich also Anordnungen („Knoten 4 befindet sich rechts von Knoten 7“), die sich der Nutzer eingeprägt hat, nicht ändern, und dass (3) die Zeichnung weiterhin möglichst kompakt bleibt.  Die im Zuge des Projekts entwickelten Algorithmen zeigten sich im Vergleich mit etablierten Zeichenverfahren hinsichtlich der von uns als besonders wichtig identifizierten Gütekriterien (z.B. Platzverbrauch) als überlegen.  Bezüglich anderer Gütekriterien (Anzahl der Kantenkreuzungen und -knicke) konnte ein relativer Gleichstand erzielt werden [Hegemann, Wolff. GD'23].

Knotenpositionen empfehlen

Um vom Nutzer vorgegebene Empfehlungen für die Knotenposition umzusetzen wurde auf einen Lagenbasierten Zeichenalgorithmus [Zink, Walter, Baumeister, Wolff. Comp. Geo. 2022] zurückgegriffen.  Wird z. B. die Positionierung bestimmter Knoten im oberen Bereich der Zeichnung gewünscht, wird in den Algorithmus eingegriffen, so dass bei der Zuweisung horizontaler Lagen diese Knoten den oberen Lagen zugewiesen werden.  Dies ist möglich, indem den Kanten die entsprechende Richtung zugewiesen wird.  (Üblicherweise wird eine Richtung zugewiesen, die in einer möglichst homogenen Zeichnung resultiert.)

Zeichnungen interpretieren

Ein weiterer Anwendungsfall, für den die Persistenz von Zeichnungen essentiell ist, ist die Analyse bestehender (oft handgezeichneter) Pläne.  Hierfür wurde ein Programm entwickelt, das Abbildungen in bestimmten, gängigen Formaten erkennt und hinsichtlich des dargestellten Graphen analysiert [Mooney, Hegemann, Wolff, Wybrow, Purchase. GD'25]. Dabei wird auch die Geometrie der Zeichnung abgespeichert, wie die Form und Lage der Knoten und der genaue Verlauf der Kanten.

Algorithmen für hybride Layoutverfahren

Zeichenstile, die domänenspezifische Anforderungen umsetzen (z. B. Aufteilung in Kern- und Übertragungsnetz in IT-Netzwerken oder Haupt- und Nebenfiguren in Figurennetzwerken) ermöglichen es Nutzern, zentrale Eigenschaften des Netzwerks auf den ersten Blick zu erfassen.  Die Abbildung zeigt ein Beispiel für die Kombination unterschiedlicher Zeichenstile.  Dabei könnte ein IT-Netzwerk in einem domänenspezifischen Stil für Kern- und Übertragungsnetz gezeichnet und dann mit einer orthogonalen Zeichnung der Netzwerkperipherie kombiniert werden.  Die eingesetzten Zeichenalgorithmen müssen dabei an den Übergabepunkten Kompatibilität wahren und jeweils flexibel mit den im jeweils anderen Stil gezeichneten Bereichen umgehen.  Im Projekt wurden Algorithmen mit diesen speziellen Eigenschaften als Proof-of-Concept entwickelt.