Intern
Institut für Informatik

07.12.2009

Informatik-Kolloquium

Im Wintersemester 2009/2010 findet im Rahmen des Informatik-Kolloquiums der folgende Vortrag statt:

Montag, 7. Dezember 2009, 17:00 Uhr, Turing-Hörsaal

 

Prof. Dr. Burkhard Freitag (Universität Passau)

"MonArch - Digitale Archive für Bauwerke und kulturhistorische Stätten"

Trotz ihrer großen kulturhistorischen Bedeutung ist die Situation der Archive von Großbauwerken wie Kirchen, Schlössern und Burgen in den meisten Fällen nicht befriedigend:Die Bestände sind nur in Ausnahmefällen inventarisiert, erschlossen oder digital gesichert, die Archivalien einander inhaltlich nicht zugeordnet. Selbst wenn die Archivalien bereits in digitaler Form vorliegen, ist eine Suchanfrage nach Gebäudeinformationen mit räumlichem Bezug, z.B.um die gesamte Restaurierungsdokumentation für eine bestimmte Wandfläche zu finden, nur selten möglich. Der manuelle Suchaufwand ist groß, zeitlich nicht kalkulierbar, ein Erfolg ungewiss. Eine ähnliche Situation findet man im Gebäudemanagement für moderne Bauwerke: Auch hier ist nicht in jedem Fall die Zuordnung von Plänen und anderen Unterlagen zu Gebäudeteilen möglich. Der Planbestand ist keineswegs in jedem Fall vollständig; das Auffinden der jeweils gewünschten Dokumentation ist schwierig.

Im Rahmen des MonArch-Projekts wird eine Informationsstruktur entwickelt, die flexibel genug ist, um als digitales Archiv für viele verschiedene Großbauwerke, z.B. Kirchen, Schlösser, aber auch moderne Bauwerke, eingesetzt zu werden. In einem Verbund von MonArch-Archiven können die beteiligten Einzelarchive miteinander vernetzt und inhaltlich gekoppelt werden. Jedes Dokument kann den zugehörigen Bauwerksteilen, geographischen Objekten oder auch Kartenkoordinaten zugeordnet werden. Daneben existiert ein sehr flexibles Glossar, das als Themenkatalog für die Erfassung ebenso wie für das Wiederauffinden gespeicherter Dokumente und Informationen genutzt werden kann. Das MonArch-System unterstützt eine Suche entlang einer Partonomie und die weitere Einschränkung der Ergebnismenge durch mehrdimensionale Filter. Die Filter werden dazu schon bei der Anfrage an die zugrunde liegende relationale Datenbank angewendet, um die Zwischenergebnisse möglichst fokussiert und ihr Volumen klein zu halten (faceted search). Zur Beschreibung der Metadaten wird die Web Ontology Language OWL eingesetzt. Die eigentliche Speicherung der Metadaten erfolgt in einem relationalen Datenbanksystem mit geeignetem Schema. Die Kombination aus OWL und relationaler Datenbank ermöglicht eine flexible Systemarchitektur, die schnell und ohne viel Aufwand an neue Anforderungen bezüglich Metadaten und der etadatenabfrage angepasst werden kann. Im Bereich der digitalen Sicherung von Kulturerbe aber auch bei der Verwaltung moderner Bauwerksportfolios ist Interoperabilität eine zentrale Anforderung. Verteilte digitale Archive können trotz ihrer technischen Vernetzung über das Internet auf der inhaltlichen Ebene nur sehr eingeschränkt kooperieren, wenn ihre semantischen Kategorien nicht kompatibel sind. MonArch-Archivsysteme setzen Standard-Ontologien wie CIDOC CRM und SWD ein, erlauben aber durch den Einsatz von Ontology Reasoning auch bestimmte individuelle Ergänzungen.